Lehrgrabung 2014 am Burrenhof

Von Ende August bis Mitte September 2014 führte das Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Tübingen im Bereich des Grabhügelfelds beim Burrenhof seine diesjährige Lehrgrabung durch.
Die Nachforschungen, an denen insgesamt 15 Studentinnen und Studenten teilnahmen, hatten verschiedene archäologische Befunde und Strukturen zum Ziel, die zwischen den großen Grabhügeln der frühen Eisenzeit (800-450 v. Chr.) liegen. Diese Strukturen konnten in den vergangenen Jahren bereits anhand von geomagnetischen Messungen lokalisiert und in Form von Messbildern dargestellt werden. Sichere Aussagen zu Alter und Erhaltung der archäologischen Hinterlassenschaften lassen sich aber nur anhand von archäologischen Ausgrabungen treffen. Im Rahmen der vierwöchigen Lehrgrabung, wurden daher insgesamt drei Grabungsschnitte angelegt. Die untersuchten Grabungsflächen erbrachten eine Vielzahl an archäologischen Funden und Befunden und übertrafen die an sie gestellten Erwartungen bei Weitem.
Neben mehreren Graben- und Gräbchenstrukturen, die den Bestattungsplatz auf einer Länge von mehreren hundert Metern durchziehen, war es möglich, zwei in den Boden eingetiefte Brandgrubengräber zu bergen. Während eines der beiden Gräber in die frühe Eisenzeit (Hallstattkultur) datiert, ist die zweite Bestattung wohl etwas jünger und gehört bereits der sogenannten Latènekultur (ab 450 v. Chr) an. Beide Gräber waren durch den Pflug und landwirtschaftliche Bodeneingriffe bereits erheblich in Mitleidenschaft gezogen. So hatten sich von der älteren Grablege nur noch die Reste zweier Gefäße erhalten.
Beide Keramikbehältnisse zeigen eine aufwändige Verzierung im Alb-Hegau-Stil mit Ritzmustern und einer Bemalung mit roter Farbe und Graphit.
Etwas besser war das zweite Brandgrubengrab erhalten. Dies ist vor allem einer Abdeckung der Grabgrube mit zwei großen Kalksteinen zu verdanken. Die Bestattung enthielt die Bruchstücke eines riefenverzierten Keramikgefäßes und eines Bronzerings. Eine absolute Besonderheit stellt die Entdeckung eines kleinen Grabhügels mit einem Durchmesser von maximal 3,3 m dar. Hügel mit einer so geringen Größe waren bislang vom Burrenhof nicht bekannt und sind auch ansonsten eher selten.
Der kleine Grabhügel besaß in seinem Zentrum eine massive Packung aus Kalksteinen, die die darunter liegende Bestattung vor Tieren und Grabräubern schützte.
Am Rand des Hügels fand sich, in dessen Schüttung eingetieft, die Deponierung eines unverzierten, schwarzen Keramikgefäßes und eines Messers aus Eisen. Beide Objekte gehören wohl zu einer späteren Nachbestattung und werden derzeit noch restauriert.
Auch hier deutet sich eine Datierung in die Latènezeit (nach 450 v. Chr.) an. Dies ist vor allem deshalb interessant, da aus dem Bereich des Heidengrabens Bestattungen aus der Zeit der spätkeltischen „Stadtanlage“ (2./1. Jahrhunder v. Chr.) sowie aus den vorhergehenden chronologischen Abschnitten (4./3. Jahrhundert v. Chr.) vollständig fehlen.
Mit den aktuellen Grabungsergebnissen zeigt sich erneut, dass es sich im Fall des Gräberfelds beim Burrenhof um ein einmaliges Kulturdenkmal in Baden-Württemberg handelt, das es in Zukunft nicht nur archäologisch weiter zu untersuchen sondern auch nachthaltig zu schützen gilt. So belegen zahlreiche archäologische Hinterlassenschaften, von der späten Bronze- bis in die römische Kaiserzeit, eine Aufsuchung und Nutzung dieses bedeutenden Fundplatzes während mehr als eintausend Jahren.
Die archäologischen Ausgrabungen, die in diesem Sommer erstmals seit den 1980er Jahren wieder auf zwei Gemarkungen (Grabenstetten und Erkenbrechtsweiler) durchgeführt wurden, fanden von vielen Seiten bereitwillige Unterstützung. Zu danken ist diesbezüglich an erster Stelle dem Förderverein für Archäologie, Kultur und Tourismus (FAKT e.V.) sowie dem Förderverein Heidengraben e.V., ohne deren finanzielle Hilfe die Untersuchungen 2014 am Burrenhof nicht möglich gewesen wären. Ebenso ist Herrn K. Huppert und der Firma Schotterwerk Jakob Bauer Söhne GmbH & Co. KG zu danken, die unentgeltlich technisches Gerät zur Verfügung stellten, ohne das die Durchführung der Grabung im zuvor beschriebenen Maße nicht gelungen wäre. Darüber hinaus stellte die archäologische Gruppe von FAKT e.V., für die Dauer der Grabung einen PKW zur Verfügung. Großer Dank gilt des Weiteren den Bürgermeistern R. Weiß und H. Steidl sowie den Mitarbeitern der beiden Gemeinden Erkenbrechtsweiler und Grabenstetten, die die Arbeiten am Burrenhof mit Rat und Tat unterstützten.
Vor allem die Unterbringung der Studentinnen und Studenten in einem gemeindeeigenen Haus in Erkenbrechtsweiler stellte diesbezüglich eine große Hilfe dar. Zu danken ist darüber hinaus Familie G. Kalmbach (Grabenstetten) und den Gebrüdern H. und G. Schempp (Erkenbrechtsweiler), die einer Untersuchung der von ihnen bewirtschafteten Ackerflächen bereitwillig zustimmten. Die Untersuchungen 2014 fanden in enger Kooperation mit der Denkmalpflege Baden-Württemberg statt. Auch im kommenden Jahr sollen die erfolgreichen Arbeiten am Heidengraben fortgeführt werden. Die Universität Tübingen plant diesbezüglich neben Ausgrabungen auch geomagnetische Messungen durchzuführen.
Text: Gerd Stegmaier, Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters Universität Tübingen